30.04.2024 – 02.05.2024
30.04.2024 Start: Italien, Aprilia Marittima – Ziel: Kroatien, Pula Hafen
01.05.2024 Kroatien, Pula, Hafenbecken
02.05.2024 Kroatien, Pula, Hafenbecken

Es war endlich wieder soweit, nach Monaten des Entzugs von Wellen und Seeluft wurde unsere Jumeni am 29. April wieder ihrer Bestimmung zugeführt und eingekrant.

Für jeden Skipper, den ich kenne, sind die Tage vor dem Einwassern immer etwas hektisch und stressbehaftet. Es ist unglaublich, was einem 2 Tage vor dem Einwassern noch so alles einfällt, was man eigentlich schon lange erledigt haben wollte.

Aber am 29. war es dann soweit, um 17:30 Uhr kam der Kran, die Jumeni wurde “geliftet” und ab ging es Richtung Hafenbecken. 

Nachdem sie ins kühle Nass eingetaucht wurde, ging es an Bord, um zu kontrollieren, ob alles trocken geblieben war. Und tatsächlich, durch keinen Borddurchlass, weder Ruder- noch Antriebswelle, kam Wasser ins Boot. Die Jumeni blieb dieses Jahr trocken.

Die erste Nacht in unserem schwimmenden Zuhause war kurz, da wir um 6 Uhr morgens die Leinen los warfen und unser Winterlager verließen.

Unsere Reise begann unter besten Voraussetzungen, das Meer war ruhig wie selten und die Sonne meinte es auch richtig gut mit uns, aber wir wollen nicht päpstlicher als der Papst sein.

Morgenstund hat Gold im Mund, die Reise kann beginnen.

Aus dem Hafenbecken in die Dalbenstraße vorbei bei Punta Faro ins offene Meer

Nach 65 sm (120 km) Richtung Süden, der Sonne entgegen, hatten wir unser erstes Ziel erreicht und warfen unseren Anker für die erste Nacht im Hafen von Pula.

Ein wirklich gelungener erster Tag für 3 glückliche Vagabunden.

“The day after” zeigte sich dann etwas von der anderen Seite. Los ging es, dass unser Außenborder zuerst nicht so recht starten wollte und dann im Leerlauf immer wieder abgestorben war und das trotz Wartung und Probelauf. Anschließend wurde uns im Hafenamt erklärt, dass auch in Kroatien der 1. Mai ein Feiertag sei und wir an diesem Tag unser Boot nicht anmelden können. Zumindest aber bekamen wir die Info, dass die Bootsanmeldung einstweilen auch per Internet möglich sei.

Wir ließen uns aber unsere gute Laune einfach nicht verderben und entschlossen uns zu einem Spaziergang in die Innenstadt. Nach einem Kaffee, einem Besuch eines Blumenmarktes, den Kauf einer Datenkarte und einem kleinen Mittagessen in unserem Asia-Street-Food Lokal des Vertrauens machten wir uns dann wieder auf den Weg zu unserer Jumeni.

Ein Blumenmarkt in Pula

Wenn die Taube wüsste wieviel Wasser in 4 Stunden vom Himmel fällt hätte sie sicher auf dieses Bad verzichtet.

Zacki, zacki, jetzt nur noch trocken zur Jumeni kommen.

Gerade noch rechtzeitig und vor allem trocken kamen wir dann auf unserer Jumeni an. Kaum an Bord, ich hatte gerade noch Zeit, das Dingi an Bord zu holen und unsere Ankerkette um 20 m zu verlängern, machten sich die Himmelspforten auf. Es brach ein ausgewachsenes Unwetter mit sintflutartigen Wassermassen von oben und Windböen mit bis zu 60 km auf uns ein. Selbst im Hafenbecken hatten wir Wellen bis zu einem halben Meter und jedes Mal, wenn eine Windböe an unserer Jumeni zerrte, hörte man das Knarzen der Sicherungsleine unserer Ankersicherung. Nach 3 Stunden war der Spuk vorbei, aber der Regen war geblieben und wir hörten die ganze Nacht ein Trommelkonzert auf unserem Dach.

“The day after after”, wer jetzt glaubt, man kann das nicht mehr toppen, der hat weit gefehlt… 

Der Plan war, am 2. Tag über den Kvarner zu fahren und in einer der Buchten der Inseln in der Kvarner Bucht zu ankern, die Betonung liegt auf “WAR”. 

Beim Einholen des Ankers stoppte auf den letzten 5 Metern die Ankerwinsch und wollte einfach nicht mehr weiterarbeiten. Ich konnte die Winsch bedrohen und treten, die Winsch verweigerte einfach die Arbeit und das einen Tag nach dem “Tag der Arbeit”. Also, jetzt war Planänderung angesagt: schnell wieder 60 m Ankerkette rauslassen und den Anker neu einfahren. Hinterher war es vielleicht auch „Vorsehung“, aber dazu später.

Jetzt ging es los mit der Fehlersuche. Zuerst musste aber das Vorschiff freigeräumt werden, da wir beim gestrigen Unwetter auch unser Sturmsegel bergen mussten und wir dieses dann im Vorschiff festgezurrt hatten. Nach drei Stunden messen, prüfen und testen, kristallisierte sich langsam aber sicher der Fehler heraus, aber leider musste ich die Arbeit unterbrechen, da sich das nächste unangekündigte Unwetter ankündigte.

Und es sollte noch heftiger kommen als am Vortag. Diesmal waren es Windböen über 70 km und wir wussten die nächsten 3 Stunden nicht, wo das Wasser herkam, von oben, von vorne oder von unten. Kurz vor 18 Uhr war der Spuk vorbei, wir konnten wieder durchatmen und wir sahen, im wahrsten Sinne des Wortes, auch wieder Land. 

Ich machte mich weiter auf die Störungssuche an der Ankerwinsch. Kurze Zeit später war es klar, es war nicht die Ankerwinsch, die nicht mehr wollte, es war ein Schaltrelais, dass seine Arbeit verweigerte. 

So schnell kann man Menschen glücklich machen, keine neue Ankerwinsch für 1500 € kaufen sondern nur ein Relais für 100 €, JUHU!!! Jetzt wurde noch schnell ein Provisorium gebaut, um die 60 m Ankerkette nicht mit der Hand, sondern mit der Ankerwinsch einzuholen und dann ging es kurz vor 20 Uhr in den wohlverdienten FEIERABEND.

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2 Kommentare

  1. Greetings from the Frya in Koronisia.
    As we posten on our FB-site: A Englishman said: Every morning when I wake up on board, I wunder what should what I should repair today.
    That is the live of a ‚liveaboard‘.
    (Frei übersetzt – Jeden Morgen wenn ich an Bord wach werde überlege ich was ich reparieren soll -)

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